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Endarbeit
Rechtswissenschaft

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Ploder, 2012

Kim A. ©

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ID# 21176







 

23.4.2012

 

Reise an den Rand des moralischen Horizonts

 

 Kursarbeit                                                                      Rechtsethik und Rechtspolitik     

Die Suche nach der Saat für den Kategorischen Imperativ

 

Vorwort

In sämtlichen Theorien Kants beweist uns der deutsche Philosoph sein kompliziertes, komplexes und gewaltiges Gedankengebilde. Aber lohnt es sich überhaupt Kant zu lesen?

Allein um unsere, teils allgegenwärtige geistige Beschränktheit bzw. Oberflächlichkeit zu überlisten, zahlt es sich aus diesen großen Denker genauer zu analysieren.

Manch einer mag behaupten, dass Kant die Recherchen über die Leistungsfähigkeit der Vernunft am weitersten vorangetrieben hat, meiner Ansicht nach, liegt sein größter philosophischer Erfolg in seinen Untersuchungen über Freiheit und Natur, welche im Kategorischen Imperativ ihr Fundament manifestieren.

Die Idee diese Arbeit zu verfassen besteht einen gerechten, wenngleich auch kritischen Einblick in die Thematiken „Vernunft, Moral, Motive und Freiheit“ in Verbindung zu setzen, zu interpretieren und argumentieren.

 


 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort 1

Inhaltsverzeichnis. Fehler! Textmarke nicht definiert.

Einleitung. 3

Wovon leiten sich Motive ab?. 4

Auftakt 4

Moralgeleitete Motive. 4

Entsprechen abgeleitete Motive dem Moralverständnis?. 5

Sind wir Opfer fremdbestimmter Faktoren?. 5

Die traurige Wahrheit der Objektivierung. 6

Nahtstelle zwischen Verstand und Vernunft 7

Resümee. 8

Literaturverzeichnis. 9

Eidesstattliche Erklärung. 10

 


 

Einleitung

In welchem Ausmaß wird der Mensch als rationales Wesen  von Motiven geleitet? Und entsprechen diese der Moral? Verleiten die Motive unseres Handelns uns zu Egoismus oder gar zur Objektivierung unserer Mitmenschen? Sie steuern nicht nur menschliches Verhalten, sondern das gesamte Dasein als Mensch.

Unsere Motive können von Vernunft, Egoismus, Liebe, Pflicht, Begierden, sowie von unzähligen weiteren Faktoren abgeleitet werden. Im ersten Teil meiner Arbeit möchte ich mit den Motiven unseres Handelns Aufmerksamkeit schenken, deren sich bereits der Philosoph Platon widmete.


 

Wovon leiten sich Motive ab?

 

Auftakt

 

In Michael J. Sandels Arbeit lässt sich im Kapitel „What’s Moral? Look for the Motiv“ ein erster Ansatz in die Thematik der Motive ausfindig machen. Bereits die Einführung in dieses Kapitel, beruft sich auf die abdingbare Notwendigkeit der Kategorie orientierten Motivunterscheidung. Somit wäre der moralische Wert einer Handlung nicht von dessen Konsequenzen  abhängig, wie sich anhand dieser Passage deutlich zeigt: „According  to Kant, the moral worth of an action consists not in the consequences that flow from it, but in the intention from which the act is done.“[1] (Michael J. Sandel, 2009,  S. 111)

 

Moralgeleitete Motive

 

Grundsätzlich ist Moral nicht wertfrei definierbar. Was zur Moral zählt steht in einem ständigen Wandel. Ist der Mensch von sich aus in der Lage moralisch zu handeln?

Nehmen wir als Beispiel, das in Deutschland eingeführte Spendensystem namens „Aufrunden bitte“ zur Hand. Dieses System basiert auf dem Gedanken, den an der Kassa zu bezahlenden Betrag auf ganze zehn Centbeträge aufzurunden, um den Differenzbetrag wohltätigen Organisationen zukommen zu lassen.

Würde ich als Kunde an der Kassa stehen und meinen Wunsch des Aufrundens äußern, würde mein Verhalten als moralisch gewertet werden. Jedoch könnten die Motive meiner anscheinend moralischen und zugleich lobenswerten Tat auch darin liegen, unnötige Cent Münzen in meinem Portemonnaie zu vermeiden, ein gutes Ansehen zu genießen oder tatsächlich darin, einem anderen Menschen zu helfen.

Wie Kant bereits ausdrücklich zur Geltung brachte, macht die Konsequenz, sprich die Spende nicht den moralischen Wert meiner Handlung aus, da vielmehr der Wille ausschlaggebend ist. Wäre meine gute Tat ausschließlich der Wohlfahrt zugedacht, wäre sie somit auch moralisch korrekt.  

 

Entsprechen abgeleitete Motive dem Moralverständnis?

 

Verharren wir bei dem „Aufrunden bitte“ Beispiel. Würde die Person vor uns an der Kassa eine Spende tätigen, würden wir uns aufgefordert fühlen, ebenso zu agieren.

So wäre Kant zufolge unser Handeln nicht kategorischer Natur, da sie in Abhängigkeit stehe. Unbestreitbar, der Mensch ist im Besitz der Vernunft, doch sind wir in Realität nicht auch „Gewohnheitstiere“, die allzu gerne vorgegebenen Motive favorisieren, um Mühen zu vermeiden?

Trotz unserer Vernunft- und Einsichtsfähigkeit folgen wir meist unserem Instinkt und lassen uns anhand vorgegebener Motive zu einem bestimmten insbesondere fremdbestimmten Verhalten leiten. Somit wäre die Umgehung des Kategorischen Imperatives (unglücklicherweise) geglückt.

 

Sind wir Opfer fremdbestimmter Faktoren?

 

In Sandls Werk „What’s the right thing to do“ wird einem eindrucksvoll unsere Heteronomie im Kapitel „What is Freedom“ ins Gedächtnis gerufen. Mit dem Slogan „Folge deinem Durst“ den der Getränkehersteller „Sprite“ einst promotete, wird bewusst wie sehr wir unter dem Einfluss der Medien stehen.

Tag täglich sind wir den Medien ausgeliefert, die bewusst danach streben, unseren Willen zu manipulieren, um ihre Produkte profitabel zu vertreiben. Unbewusst nehmen wir diese Reklame, sei es in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Zeitung, durch den Rundfunk etc. wahr.

Während unseres Aufenthaltes in einem Lebensmittelgeschäft meldet sich sowohl unser Gedächtnis als auch unsere Neugierde und wir erwerben das angepriesene neue Produkt.

Ich stimmte mit Kant überein, dass es nicht falsch zu assoziieren ist, seinen Vorlieben und Wünschen zu folgen. Allerdings handeln wir in dieser Situation nicht autonom, sondern wie Kant es aufschlussreich schildert: „Whenever my behaviour is biologically determined or socially conditioned, it is not truly free. To act freely according to Kant, is to act autonomously. …“.[2] (Michael J. Sandel, 2009, S. 109)

 

Die traurige Wahrheit der Objektivierung

 

Zugegeben, Kant vertritt eine zwar übertrieben konservative, jedoch beachtliche Auffassung von Sex, der lediglich seiner Ansicht nach innerhalb der Ehe moralisch gewertet werden kann. Ruft man sich Kants Gedanken „The desire which a man has for a woman is not directed toward her because she is a human being, but because she is a woman; that she is a human being is of no concern to the man; only her sex ist he objekt of his disires[3] (Immanuel Kant, 1784-1785, S. 164) vor Augen, erkennt man deutlich, dass der Mensch ein triebgesteuertes Wesen ist und von diesen gegebenenfalls regiert bzw. manipuliert wird.

Wie Kant in seinen Thesen stets gerne erwähnt, hat der Mensch seinem Gegenüber Respekt entgegen zu bringen und ihn als ein rationales und vernünftiges Wesen zu akzeptieren. Einen Menschen lediglich aufgrund seiner Wünsche und Begierden zu einem Objekt du degradieren, wäre nicht nur nach Kants, sondern auch meiner Meinung nach ein schreckliches Unrecht. Jedoch ist die zuvor angeführte Ansicht des großen Denkers allgegenwärtig vortreffbar.

Stellen Sie sich vor – und vor allem leugnen Sie nicht, dass Sie sich in einer derartigen Situation noch nie befunden hätten – Sie treffen sich mit Kollegen in einem Lokal. Sie amüsieren und unterhalten sich blendend und die Stunden verfliegen im Minutentakt. In Zwischenzeit nähert sich unbemerkt das andere Geschlecht, um Sie zu einem Getränk einzuladen.

Sofern Sie nicht Naivität im Blut haben, wird Sie Ihre Vernunft leiten und Sie werden erkennen, dass Sie lediglich als Objekt der Begierde fungieren. Aufgrund Ihrer einzigartigen Gabe der Vernunft werden Sie sich jedoch nicht objektivieren lassen.

 

Nahtstelle zwischen Verstand und Vernunft

 

Laut Kant ist unser Verstand nur in der Lage die empirischen Dinge unserer Umwelt zu erkennen. Unser Verstand bringt zwar die Erscheinung und Gesetzmäßigkeiten hervor und verleiht ihnen eine Objektivität, weist jedoch Schranken auf.

In unserem menschlichen Dasein blicken Verstand und Vernunft oftmals einer Sackgasse entgegen, da wir allzu gerne unseren Verstand ausschalten und unvernünftiger Weise unseren Trieben, Wünschen, Begierden oder fremdbestimmten Faktoren folgen.

   

 


 

Resümee

Die bereits zu Beginn gestellte Frage „Lohnt es sich überhaupt Kant zu lesen?“ erscheint hinfällig, da seine komplexen und oftmals schwer analysierbaren Theorien auch philosophische Leien in den Bann ziehen können. Während der Arbeit wurde mir  bewusst, dass seine Ansichten und Gedankengänge größtenteils den Wandel der Zeit unversehrt überstanden haben.

Insbesondere Kants Argumentation, dass menschliches Verhalten wann immer es biologisch oder gesellschaftlich bestimmt ist, nicht der Autonomie entspricht ist zu akkordieren.

Kants Moralvorstellungen weichen jedoch etwas von den gegenwärtigen Auffassungen deutlich ab. Im angeführten Spendenbeispiel, in welchem er die Konsequenzen einer guten Tat für seinen Moralbegriff irrelevant sind, spalten sich die Meinungen, sodass sich kein eindeutiges Ergebnis aufdecken ließ.

Des Weiteren sind wir nicht nur sensible, rationale und mit Vernunft ausgestattete Wesen, sondern auch triebgesteuert. Ob es sich bei diesen Trieben um ein Schutzbedürfnis, Anpassungsverlangen,  ein einfaches Hungerfühl oder die Erfüllung eines sexuellen Begehrens handelt ist meiner Ansicht nach vollkommen irrelevant in Hinsicht auf Objektivierung.

Grundsätzlich ist der Mensch jeden Tag mit Moral konfrontiert, bei jeder Handlung und Erwägung zieht sie uns in ihren Bann. Gerade in der Osterzeit hätten wir uns unzählige Fragen stellen müssen: ist der Osterschinken unmoralisch, weil ein Tier hierfür sein Leben lassen musste? Ist das Bioei „moralischer“ als das Freilandei?

Des Denkers Wahrheitsauffassung, auf welche ich aufgrund Wortlimits nicht genauer eingehen konnte, insbesondere durch dessen Komplexität, ist meiner Ansicht nach korrekt. Zugegeben, welcher Mensch kreierte noch nie eine irreführende Aussage, um die Wahrheit zu umgehen? Insbesondere in unserer Jugend waren wir dieser Problematik oftmals ausgesetzt.      


 

Literaturverzeichnis

        Michael J. Sandel (2009): What’s the right thing to do? 2. Aufl. United States of America. Straus und Giroux. S. 103 – 139.

        Immanuel Kant (1784-1785): „Duties Toward the Body in Respect of Sexual Impulse”, translated by Louis Infield and published in Immanuel Kant, Lectures on Ethics (Cambridge, Mass.: Hackett Publishing, 1981), p. 164. This text is based on lecture notes taken by students who attended Kant’s lectures.

 


 

Eidesstattliche Erklärung

 

Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Stellen sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

 

Hainburg, am 23. April 2012



[1] Michael J. Sandel (2009): What’s the right thing to do? 2. Aufl. United States of America. Straus und Giroux. S. 103 – 139.

[2] Michael J. Sandel (2009): What’s the right thing to do? 2. Aufl. United States of America. Straus und Giroux. S. 103 – 139.

[3] Immanuel Kant (1784-1785): „Duties Toward the Body in Respect of Sexual Impulse”, translated by Louis Infield and published in Immanuel Kant, Lectures on Ethics (Cambridge, Mass.: Hackett Publishing, 1981), p. 164. This text is based on lecture notes taken by students who attended Kant’s lectures.

 


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