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Bericht
Pädagogik

Technische Universität Darmstadt - TU

1,5, Prof. Sesink, 2012

Josefine C. ©
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ID# 44978







Pädagogik Examen – schriftlich ()

Einzigkeit und Sozialität – Eigenheit und Fremdheit


Einzigkeit und Sozialität V


  1. Bestätigt Einzigkeit die gewöhnliche Austauschbarkeit? Erörterung

    Bei der Erörterung dieser Frage müssen zunächst die Rahmenbedingungen von Einzigkeit und Gewöhnlichkeit geklärt werden. Die Welt des Gewöhnlichen ist die Welt der Austauschbarkeit. In ihr bewegen sich Normalsterbliche, die als Staffage in das gesellschaftliche System eingeordnet werden können und die dort ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen und die nichts besonderes aufweisen, außer irrelevanten individuellen Merkmalen, wie einem Muttermal.

    Außerhalb dieser Welt steht das Genie, das sich durch Einzigkeit kennzeichnet. Es verfügt über eine von Gott/der Natur gegebene Gabe, die es als exzentrisches Genie heraushebt aus der Menge der gewöhnlichen Austauschbarkeit. Dadurch sticht es als etwas Besonderes aus der Menge heraus und nimmt eine Sonderstellung ein, andererseits ist damit eine Einsamkeit der Einzigkeit, ein Außenseitertum (außerhalb der gewöhnlichen Welt) verbunden, denn Einziges kann von der Welt des Gewöhnlichen nicht verstanden werden.

    Dieses Recht auf singuläre Einzigkeit wird nach diesem Modell nur einigen Wenigen in Jahrhunderten zugesprochen, denjenigen, die die Welt nachhaltig ändern. Beaudrillard formulierte gegenüber diesem Phänomen sogar starkes Unbehagen und warf Gott vor, er mache sich über die Menschheit lustig, weil das Genie mit seiner singulären Gabe zwar heraussteche, aber doch nicht auf den ersten Blick erkennbar sei und deshalb Verwechslungsgefahr bestehe! Wird ein Genie von der Welt des Gewöhnlichen erkannt, wird es angehimmelt und bewundert, stellt es für sie doch eine Hoffnung dar, nämlich die der menschliche Möglichkeit.

    Ein Potenzial, über das sie selbst zwar nicht verfügen, aber vielleicht ihre Kinder oder sonstige Nachfahren und das hoffen lässt, dass es etwas gibt, das über ihr eigenes Recht auf Normalität, das den Zugang zum „Jenseits“ versperrt, heraus reicht.

    Es handelt sich beim Genie um eine singuläre Ausnahme, die als Außenseiter außerhalb steht. In dieser Hinsicht konstituiert es durch seine singuläre Einzigkeit einen Gegensatz zum Standard der Welt der Normalität und bestätigt sie damit in ihrem Wesen und die Ausgangsfrage wäre zu bejahen.

  2. Ist es möglich, die menschliche Individualität in Einklang zu bringen mit der gesellschaftlichen Forderung nach Anpassung und Einordnung? Erörterung

    Zunächst einmal stellt sich hierbei die Frage, ob sich bei der einen oder anderen Prämisse das Gegenstück einfach nebengeordnet unterbringen lässt. Hierbei kann man erstens von der Prämisse der Individualität ausgehen. Die Einzigkeit des Genies lässt sich nicht sozialisieren, die Individualität kann sich nicht fügen und die gesellschaftliche Ordnung steht der Individualität diametral gegenüber.

    Es liegt also eine Unvereinbarkeit mit gesellschaftlicher Ordnung vor, was dem politischen System der Anarchie entsprechen würde.

    Ausgehend von der gesellschaftlichen Ordnung als Prämisse steht die Aufrechterhaltung der sozialen Struktur im Mittelpunkt des Interesses. Die menschliche Bestimmung ergäbe sich allein aus der vorgesehenen gesellschaftlichen Funktion, der Mensch agiert als Träger einer sozialen Funktion im Sinne des Systems. Das „wer“ dieser Funktion ist beliebig austauschbar, da die Aufgabe im Mittelpunkt steht, Individualität steht diesem Prinzip also auch diametral gegenüber.

    In diesem Verständnis ist Erziehung gleichzusetzen mit Sozialisation, der Eingliederung in die bestehende Ordnung. Hieraus ergibt sich ein 2-Welten-Dilemma: Bewegt man sich in der Welt des Einzigen, steht man in keinem Verhältnis zur Gesellschaft mehr. Begibt man sich in die Welt des Sozialen, ist man nur noch Funktion und nicht mehr man selbst.

    Kann dieses Dilemma in der Realität aufgelöst werden? Dagegen spricht, dass man in der gesellschaftlichen Welt oftmals Rollen spielt, in denen man sich nicht wohl fühlt oder dass man so mit sich selbst beschäftigt ist, dass man die Gesellschaft um sich herum vergisst. Dafür spricht aber, dass man faktisch eine gesellschaftliche Funktion aussuchen kann und man in dieser Funktion auch persönlich aufgehen kann, dh.

Beruf im Sinne von Berufung. Dieses Konzept schlägt eine Möglichkeit der Gesamtintegration von Individualität und Sozialität vor, nicht nur ein Mal dies, mal das andere. Gegen dieses Konzept spricht jedoch, dass unklar ist, wie genau diese Integration von statten geht und es auch als imaginärer Pseudoausweg gelten kann, der nur über den Schmerz der Unvereinbarkeit der beiden Aspekte hinweghelfen soll.

hat, um die Vereinbarkeit zu erklären, die These aufgestellt, dass es zwischen Individuum und Gesellschaft schlicht eine übergeordnete, in irgendeiner Form von außen gestiftete oder zufällige Übereinstimmung geben muss. Zu dieser These ist er über eine erneute Gegenüberstellung von Prämissen gelangt. Geht man von der Prämisse des Gesellschaftlichen aus, so besteht sie schlicht und Menschen werden, unabhängig von ihr, in sie hineingeboren.

Sie kann demnach nur fortbestehen, falls genügend Menschen (zufällig) in sie hineinpassen und alle übrigen ausgeschlossen werden. Die Frage bleibt: Was passiert mit der Ordnung, wenn kein Mensch mehr hineinpasst?

Dem lässt sich erneut die Prämisse der Individualität gegenüberstellen. Wenn auf der Welt nur unabhängige Individuen bestehen, stellt sich die Frage, wie sie ein gemeinsames Leben organisieren können. Und dies ist nur möglich, wenn sie eine große Gemeinsamkeit schon mitbrächten.

Die Lösung sieht darin, nicht von einer Getrenntheit der beiden Welten, sondern von einer Einheit auszugehen. Geht man zurück zur Geburt eines Menschen, wird klar, dass aus einer Einheit von Mutter und Kind in der Schwangerschaft durch die Geburt als Trennungsvorgang zwei getrennte Wesen entstehen. Es bleibt aber im Menschen immer eine (unbewusste) Erinnerung an die Einheit zurück und ein Zusammenkommen lässt uns diese Einheit gewissermaßen zurückgewinnen.

Bei Tieren liegt der Unterschied darin, dass sie idR auch nach der Geburt noch in einer natürlichen engen Einheit fortleben, der Mensch tut das nicht. Die neue soziale Einheit nach der Geburt stellt beim Menschen die Mutter-Kind-Beziehung dar. Das „Wollen-des-Kindes“ stellt hierbei eine bewusste Aufnahme des neuen Menschen in die menschliche Gemeinschaft dar. Es tun sich indes Fragen auf nach der Zukunft des Kindes, nach der Interpretation seiner Herkunft und dessen Bedeutung für seine Zukunft.

Diese Einheit besteht nicht einfach von Natur aus, sondern sie wird hergestellt durch die Eltern, die das Kind aufnehmen. An diesem Punkt wurde zwar bereits eine biologische, aber noch keine psychische Trennung vollzogen, welche erst mit der 2. psychischen Geburt vollendet ist.

Aus diesen Prozessen rund um die Geburt lässt sich ableiten, dass Individualität eigentlich aus einer Einheit hervorgeht, die, und das ist wichtig, jene Individualität aufnimmt und die spätere Selbstständigkeit vorsieht. Darin besteht die wechselseitige Verwiesenheit von Gesellschaft und Individualität.

Schließlich ist die Frage der Vereinbarkeit von Individualität und Gesellschaft mit dem pädagogischen Prozess der Vermittlung zu beantworten, der in diesem Zusammenhang versucht, Verbundenheit aus Getrenntheit zu gewinnen, wobei Verbundenheit nicht als Einheit im Sinne von Unterschiedslosigkeit zu verstehen sei.

Die Pädagogik ist eine besondere Wissenschaft. Sie spricht in verallgemeinernden Begriffen, zB. Vom „Individuum“. Das bezeichnet das, was ein Individuum einzig und individuell macht, aber gleichzeitig spricht es von jedem Individuum wie von jedem anderen. Dabei geht es nicht um das Spezielle im Menschen, sondern man spricht in Überbegriffen von jemandem, über den man eigentlich nicht in allgemeinen Begriffen reden kann.

Die Pädagogik als Praxis hingegen wendet sich dem konkreten, einzelnen Menschen zu, der einen Namen trägt und bei dem man die 1. und 2. Perosn Singular verwendet. Die Einzigkeit wird hier durch den Name der Person deutlich gemacht. Der einzige Mensch wird also in seiner Einzigkeit anerkannt und das ist auch wichtig.Wichtig ist es aber auch, die Einzigkeit zu transzendieren und sie einzubeziehen in ein Gemeinsames Du und Ich.

Dieses Recht auf Einzigkeit sollte nun nicht bloß den Genies durch die Gesellschaft zugesprochen werden, sondern es sollte jedem Einzelnen gelten, z.B. in der schulischen Praxis im Umgang mit SuS. Damit dies allerdings funktioniert, muss die Gesellschaft es auch wollen und solche Beziehungen in der Schule ermöglichen. Nur dann kann der Lehrer mehr sein als ein bloßer Funktionsträger im System, sondern er wird namentlich tätig.

Dieser Grundwiderspruch zeigt eine unüberschreitbare Grenze der pädagogischen Wissenschaft in Bezug auf seinen Gegenstand auf: Sie muss ihren Gegenstand eigentlich begrifflich verfehlen, um ihm gerecht zu werden. Über diese Grenzen kann man aber sprechen, damit überschreitet man sie noch nicht.

Hegel hatte eine andere Vorstellung von der Rolle der Einzigkeit in der Schule. Er sah es als Ziel der schulischen Erziehung, Individualität zu Gunsten der Gesellschaft auszumerzen, alles eigentümliche auszulöschen. Dass das Kind seiner Eigenart wegen geliebt werde, sei nach Hegel nur in der Familie möglich. Nur durch Erziehung sei dies korrigierbar und im Widerstand des Kindes dagegen sah Hegel den Eigensinn oder den Eigenwille.

Der Grundwiderspruch der Pädagogik als Wissenschaft und als Praxis tritt hier deutlich zu Tage: Die Natur, also die Einzigkeit und Eigentümlichkeit des Kindes und das Kind als sinnlich-materielles Wesen stellen die Seite dar, die das Kind mit Namen anspricht und es in seiner Natalität anerkennt. Durch Erziehung soll bei Hegel schließlich die Wissenschaftsseite die Überhand ergreifen, in dem durch das Ablegen aller Sonderlichkeiten und des Wollens des Allgemeinen in allgemeinen Begriffen über das pädagogische Objekt gesprochen werden kann.

Jedes Kind, das neu geboren wird, stellt der Gesellschaft aber (indirekt) eine Frage bzw. erscheint als Frage: Kannst du mich aufnehmen und mir ein Zuhause geben? Kann ich bei dir Geltung erlangen? Diese Frage durchzieht im Grunde die gesamte Entwicklung des Menschen. Das Kind stellt aber auch Fragen an die ganze Welt und möchte wissen: „Wer bist du?“. Darauf lässt sich nur in 1. Person Singular, „Ich bin “ antworten.

Wenn nun jeder als Zentrum der Welt gilt (als Ich), gibt es so viele Zentren wie Menschen in einer Gesellschaft, weshalb eine egoistische Instrumentalisierung unmöglich wird. Ein „Ich“ ist nämlich nur möglich, wenn ich mit „Du“ ansprechbar bin. Dieses Prinzip gilt für alle und nennt sich Solidarität. Sie ermöglicht die Geltung der Einzigkeit des Menschen. Ein „Ich bin“ muss sich zu „Wir sind“ vermitteln, denn Egoismus zerstört Gesellschaftlichkeit.

Von den Standpunkten „Ich bin“ und „Wir sind“ sind Bedeutung und Sinn des Lebens überhaupt erst erschließbar.

  • Lässt sich die Nicht-Identität nach Adorno in Verbindung bringen mit der Dialektik der Einzigkeit und Sozialität?

    Die Nicht-Identität nach Adorno besagt, dass sich das Nicht-Identische nicht in allgemeinen Begriffen erfassen oder zusammenfassen lässt, denn es entzieht sich dem identifizierenden Denken. Allerdings lässt sich insgesamt darüber nachdenken, denn die Möglichkeit des Nicht-Identischen muss eine Allgemeine sein. Das bedeutet, dass der Einzigkeit eine allgemeine Achtung entgegengebracht werden muss, die ihr in ihrer begrifflichen Allgemeinheit gilt.

    Jede Einzigkeit sollte dieses Recht auf allgemeine Achtung beanspruchen können.

    Diese Allgemeinheit, die auf Achtung der Einzigkeit verwiesen ist, findet ihren Ausdruck in der allgemeinen, gesellschaftlich besorgen Ermöglichung von Einzigkeit. Die Achtung der Individualität eines Menschen ist nämlich nicht natürlich gegeben, sondern als historische Errungenschaft zu betrachten. Daraus lässt sich ableiten, dass Individualität ohne Gesellschaft gar nicht sein kann. Das ist die sog. Immanente Allgemeinheit des Einzelnen.

  • David Woods Winnicott hat 1984 ein Modell aufgestellt, um die verschiedenen Aspekte des Selbst zu integrieren. Zunächst geht er aus von dem Wahren Selbst, auch Kern des Selbst genannt. Es ist etwas, auf dessen Suche sich eine Autorin namens Alice Miller in ihrem Buch „Die Suche nach dem Wahren Selbst“ begeben hat. Sie stellte sich das Wahre Selbst als etwas vor, das vergraben ist im Menschen und das gefunden, also dem an die Oberfläche geholfen werden muss, um den Menschen zu seinem ursprünglichen Selbst zu verhelfen.

    Sie hat Winnicotts Vorstellung des Wahren Selbst völlig missverstanden. Winnicott sieht im Wahren selbst zwar auch die Ursprünlichkeit oder, ähnlich Hannah Arendt, die Natalität des Menschen und seine Einzigkeit. Er sieht darin das, was Menschen an anderen Menschen anziehend finden, was sich aber nicht in Worte fassen lässt. Es ist nichts konkretes, es ist das Potenzial und die Entwicklungsquelle eines Menschen und das, was man nicht erklären, nur annehmen oder ablehnen kann an sich selbst.

    Es ist ein Impuls und das absolut Neue, das in die Welt kommt. Allerdings ist es auch „incommunicado“, das heißt, es ist nicht greifbar, es kommuniziert nicht. Was Alice Miller beklagt, macht nach Winnicott erst das Wesen des Wahren Selbst aus: es ist nicht findbar und darf auch nicht gefunden werden. Suchbar ist es hingegen schon, dazu später mehr.

    Das Soziale Selbst ist eine notwendige Einlassung auf die gesellschaftliche Welt und ihre Spielregeln, wenn echte Kommunikation stattfinden soll. Wenn sich die Gestalt des Sozialen Selbst immer weiter entfernt vom Wahren Selbst und als Gefängnis wahrgenommen wird, kann es sich zum negativen Extrem kehren und zum Falschen Selbst werden. Es steht dann in keinem Verhältnis mehr zur Einzigkeit des Menschen, denn das ererbte Potenzial wird hermetisch von der Außenwelt isoliert, um die Außenwelt oder sich selbst zu schützen.

    Das dazugehörige Krankheitsbild ist die Schizophrenie. Stehen Wahres und Soziales Selbst jedoch in einem gesunden Verhältnis zueinander, in welchem beidem genug Raum gelassen wird, fügen sie sich zusammen zum Integrierten Selbst. Welche Anteile das Wahre Selbst am Integrierten Selbst hat, hängt von einem Vorgang ab, der Soziale Resonanz genannt wird. Er bezeichnet die soziale Aufnahme von ererbtem Potenzial.

    In welchem Umfang das Potenzial im Integrierten Sel.bst aufgenommen wird, hängt davon ab, welche Anteile seines Potenzials der Mensch zeigt, was aufgenommen werden kann und was letztlich auch durch die Gesellschaft widergespiegelt, d.h. beantwortet wird. Es sind jene Anteile, für die die Umwelt wahrnehmungs- und aufnahmefähig ist.

    All diese Komponenten sind notwendig für eine erfolgreiche Integration des Selbst im Rahmen einer gesellschaftlichen Ordnung.

    Die Suche nach dem Wahren Selbst kann laut nicht bedeuten, dass man möglichst sein gesamtes Potenzial ausschöpft oder eine verlorengegangene Urgestalt zu suchen, sondern den Versuch, die Quelle, d.h. Das Ware Selbst freizulegen und kräftig sprudeln zu lassen, damit der Fluss kräftig fließen kann, auch wenn er in eine geregelte Bahn finden muss.

  • Kann man in Gesellschaft alleine sein?

    Die Bildungstheorie sieht die Entwicklung des einzelnen Menschen als Entwicklung aus Einzigkeit zur Einzigkeit im Medium des Sozialen und als Beitrag zum Sozialen, wie es bereits im Abschnitt oben dargelegt wurde. Wie es sich aber mit dem Alleinsein eingebettet in den Rahmen der Gesellschaft verhält, damit hat sich Winnicott 1984 beschäftigt und nannte es die Fähigkeit zum Alleinsein in Anwesenheit anderer.

    Unter Allein-sein verstand Winnicott das ganz auf sich selbst konzentriert sein, ohne auf die Umwelt zu achten. Dies war für ihn wesentliche Eigenschaft von Individualität. Schließlich gibt es Dinge im Leben, die man nicht mit anderen teilen kann oder will, und eine individuelle Auseinandersetzung mit diesen Dingen muss sozial ermöglicht werden. Die Fähigkeit, allein zu sein Sein im allgemeinen, betrachtet Winnicott als Zeichen der emotionalen Reife.

  • Das Alleinsein ist nicht zu verwechseln mit Einsamkeit, denn einsame Menschen fühlen sich verlassen, isoliert, denn sie müssen ohne die Anwesenheit anderer auskommen und verzweifeln auch bald, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht. Aufgrund der Fehlenden Geborgenheit können sie niemals Alleinesein, da sie stets den Bezug zu anderen Suchen. Somit wird klar: Zum Alleinsein gehört zwangsläufig die Anwesenheit anderer.

    Dies kann auch auf die frühkindliche Entwicklung bezogen werden, bei der 2 verschiedene Arten von Anwesenheit anderer ausgemacht werden können. Entweder eine Person fordert ein Kind heraus und in der Folge reagiert das Kind zur Selbstbehaupt oder eine Person baut einen Schutzraum für das Kind, eine Art Sicherheitszone, in der das Kind geborgen ist und auf keine Anforderungen reagieren muss.

    Hier kann es seinen spontanen Impulsen folgen und ganz bei sich sein und damit Alleinsein. Dieses Alleinsein ist ein klarer Ausdruck des sozialen Vertrauens des Kindes, das gestiftet wird durch die Anwesenheit anderer (Mutter) und damit verbundene Sicherheit.

    Und diese Kreativität erschließt sich nur, wenn ihr durch eine soziale Tat Raum dafür gegeben wird.

    Um es auf das Soziale und Wahre selbst zu beziehen: Ohne soziales Selbst wäre eine Kommunikation mit der Welt nicht möglich und ohne wahres Selbst, also den Kern des Selbst, wäre die Kommunikation bloß mechanisch und daher unecht. Und eben darum muss der Kern des Selbst durch die Gesellschaft beschützt werden, was auch durch die gesellschaftliche Ermöglichung des Alleinseins durch Schutz- und Haltgeben geschieht.

    Das soziale, kommunizierende Selbst geht nämlich auch erst aus dem Kern des Selbst hervor und kann so seinen individuellen Beitrag einbringen. Nur der Kern gewährleistet eine Quelle lebendiger, echter sozialer Auseinandersetzung und Entwicklung und deshalb muss dessen Schutz stets zentrales gesell. Anliegen sein.

    Zuletzt lässt sich festhalten, dass wir als PädagogInnen jeden Menschen, dem wir gegenübertreten, wissen lassen sollten, dass uns freuen auf seinen einzigartigen Beitrag zu unserer Welt.





    1. Was ist eigentlich das Fremde?

      Was macht fremde Musik, bsp. Aisha Kandishas Jarring Effects so anziehend? Es ist anziehend, wenn es gerade so fremd ist, dass es neugierig macht, anstatt abzustoßen. Es kann aus der gewohnten Bahn werfen, aber auch Faszination ausüben.

      Das Fremde ist nicht gleichzusetzen mit dem Unbekannten. Das Unbekannte berührt mich nicht, stiftet daher keine Unruhe in meiner Umgebung und daher muss bzw. kann ich nicht darauf reagieren. Anders das Fremde. Es berührt meine Welt, wühlt mich auf mit den jarring effects, sorgt für Unruhe und bedroht dadurch das bestehende System, in das es eindringt und fordert somit eine Reaktion heraus.

      Das Fremde kann Neugierde wecken und die Lust, den eigenen Horizont zu erweitern, wenn es etwas in uns anspricht, das bisher zu kurz kam. In diesem Fall kann es als Bereicherung im eigenen Leben wahrgenommen werden. Andererseits kann man es auch als abstoßend empfinden, etwas, mit dem man nichts zu tun haben will. Das kann passieren, wenn das Gefühl aufkommt, dass die gesamte Ordnung als bestehendes System erschüttert wird und damit die eigene Selbst- und Weltbild.

    In jedem Fall fordert das Fremde jedoch eine Reaktion heraus. Weil es sich jedoch um etwas fremdes handelt, weiß man oft nicht, wie man reagieren soll und empfindet eine gewisse Unruhe und Unsicherheit, die jedoch nicht per se als negativ empfunden werden muss. Ist das Fremde jedoch zu fremd, kann die Unruhe und Unsicherheit schnell in ein Überforderungsgefühl umschlagen. Es gibt insgesamt 6 Arten, um auf Fremdes zu reagieren.

    1. sich abwenden – Distanz schaffen: Hierbei rede ich mich ein, das Fremde sei weit weg oder gehe mich nichts an

    2. ausgrenzen – Mauern errichten: Ich versuche mich vor dem Fremden zu schützen, d.h. Ich wehre es ab oder sperre es ein

    3. ignorieren – leugnen: ich schaue nicht hin und rede mir ein, dass es nicht existiert

    4. integrieren – angleichen – vereinnahmen – verstehen/entfremden: die Fremdheit wird als unwesentlich betrachtet, da sie sich nehmen lässt

    5. stigmatisieren – sanktionieren: das Fremde wird nicht erlaubt, es darf nicht sein

    6. vernichten: Das Fremde wird zerstört, nicht-existent gemacht

    Aus Pädagogischer Perspektive wirken die Arten, auf das Fremde zu reagieren, wie Maxime der Schwarzen Pädagogik. Sie reagierte in dieser Weise auf den Eigensinn des Kindes. Im Sinne einer solchen Erziehung erscheint das Kind als Fremder bzw. als Natur, die in die bestehende Ordnung einbricht. Nicht nur, dass es nicht weiß, wie die Ordnung funktioniert, es weiß gar nichts von Systemen und Normen.

    Insofern kann Erziehung als Versuch betrachtet werden, dem Kind die Fremdheit durch Integration zu nehmen. Es muss schließlich erst fundamental an das Phänomen „Ordnung“ herangeführt werden. Wird im Erziehungsverlauf dabei sein Eigensinn ganz gebrochen, wird es zu einem bloßen funktionalen Element der Ordnung und ist vom Tode bedroht. Bleibt das Kind jedoch völlig fremd, ist es ebenso dem Untergang geweiht, da ohne soziale Vermittlung keine Existenz möglich ist!

  • Was ist eigentlich das Eigene?

    Zwischen dem Eigenen und dem Fremden besteht eine Grenze. Das Fremde ist all das, was nicht eigen (innerhalb der Grenze) ist. Das Eigene ist das, was die Identität ausmacht und bekannt ist. Wenn man hier verstoßen wird, wird man selbst zum Fremden. Daher erschüttert jede Ordnungserschütterung auch die eigene Identität und es kann Überfremdungsangst entstehen, die Angst, vom Fremden übermannt zu werden.


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