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Rezension
Film

Gymnasium Norf Neuss

1-,2013

Jonas E. ©
2.40

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ID# 32652







Sonnenallee

Glückliche Drehbuchautoren haben einen schlechten Geschmack und reichhaltige Beziehungen

Rezension

Bei dem Film „Sonnenallee“ aus dem Jahre 1999 handelt es sich um eine Buchverfilmung des Werkes „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig.

Regieführend war Leander Haußmann, der das Drehbuch gemeinsam mit Thomas Brussig und Detlev Buck verfasst hat.

Obwohl das Buch etwa zur selben Zeit veröffentlicht wurde und Brussig an beiden Werken direkt  beteiligt war, so weisen sie doch gravierende Unterschiede auf.

So heißt beispielsweise die Familie des Protagonisten Michas nicht wie im Buch erwähnt Kuppisch, sondern hört auf den klangvollen Namen Ehrenreich.

Dementsprechend werde ich in meiner folgenden Rezension nicht weiter darauf eingehen, inwieweit der Film von der Buchvorlage abweicht und den Film für sich werten.

Der Film spielt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf der namensgebenden Sonnenallee in Ost-Berlin, eine Straße, deren kürzeres Ende in der DDR liegt und durch die Mauer vom Westen abgeschnitten wird.

Michael (Alexander Scheer) und dessen bester Freund Mario (Alexander Beyer) sind Bestandteil  einer pubertären Gruppe von Jugendlichen. Die Jungen verbindet das gemeinsame Interesse an Mädchen und  verbotener West-Musik. Micha ist in das Mädchen Miriam Sommer (Teresa Weißbach) von der anderen Straßenseite  verliebt und scheut keine Mühen und Risiken, um sie für sich zu erobern.

Bevor er es schafft, Miriam für sich zu gewinnen, muss er zahlreiche Rückschläge hinnehmen. So erfährt er  beispielsweise eine Demütigung während des Schulballes, als er sie zum Tanzen auffordert und von ihr in aller Öffentlichkeit zurückgewiesen wird. Schließlich gelingt es ihm doch, sich gegen die männliche Konkurrenz aus dem Westen zu behaupten.

Sein Freund Mario hat sich derweilen in die Existentialistin namens Sabrina verliebt, mit der er im Laufe des Filmes ein gemeinsames Kind zeugt. Im Hinblick auf das zu erwartende Kind bewirbt sich Mario bei der Staatssicherheit, woraufhin seine Freundschaft zu Micha zu zerbrechen droht.

Im Laufe der Handlung schafft es der Film, die Sonnenallee plastisch darzustellen und sorgt dafür, dass man sich besser in die damalige Zeit hineinversetzen kann und das Erlebnis intensiviert wird. Auch die hervorragende Musikauswahl mit Interpreten wie Nina Hagen, den Toten Hosen oder T.Rex tragen ihren Teil dazu bei, den Zuschauer in die damalige Zeit eintauchen zu lassen.

Der Film kann ebenso mit hochkarätiger Besetzung glänzen, so sticht beispielsweise die aus Theater und Film bekannte Katharina Thalbach in der Rolle der Doris Ehrenreich hervor. Lediglich ihr (Film-) Ehemann Hotte Ehrenreich, gespielt von Henry Hübchen, schafft es, ihr das Wasser zu reichen.

Obwohl Robert Stadlober heutzutage zu einem der bekanntesten deutschen Schauspielern gehört, schafft er es nicht, in seiner ersten größeren Rolle als Wuschel zu überzeugen.

Als beispielswiese gegen Ende des Films bei einem Fluchtversuch auf ihn geschossen wird, stellen sich beim Zuschauer keinerlei Emotionen ein.

Selbst die beiden Protagonisten Micha und Mario schaffen es mangels Charisma nicht, den Zuschauer  in ihren Bann zu ziehen.

Allgemein hat man stets das Gefühl, dass der Film aufgrund seiner durchweg flachen und uninspirierten Charaktere enormes Potential verschenkt.

Miriams beste Freundin ist ein pummelige Mädchen mit ungepflegten Zähnen, die somit Miriams Attraktivität noch unterstreicht.

Allgemein hat man das Gefühl, dass die Geschichte  des  unscheinbaren, schüchternen Jungen, der sich wie David gegen Goliath gegen die schier übermächtigen Mitbewerber behauptet und  somit das Mädchen bekommt, schon unzählige Male in Film und Literatur erzählt wurde.     

Trotz der einfachen Handlung schafft es der Film nicht, in sich schlüssig zu sein.

Die allgemeine Charakterentwicklung zwischen Micha und Miriam wirkt schwer nachvollziehbar und ist stellenweise schlicht unlogisch.

Selbst als Komödie hat mich die Sonnenallee nicht hinreichend überzeugt.

Die zu flach und plump ausgefallenen „Ossis“ sorgen weder für Lacher noch jeglichen Unterhaltungswert, stattdessen lösen sie bloßes Fremdschämen bei einem aus.

In einer Szene starren zwei Quartiergäste pausenlos auf das Testbild eines Westsenders, als würde sich vor ihnen ein nie da gewesenes Effekt-Feuerwerk ausbreiten.

Als Zuschauer hat man stets das Gefühl, dass der Film unter einem enormen Zeitdruck entstanden sein muss und das Budget knapp zu werden drohte. Wegen einem sehr knappen Ende blieben einige Fragen offen, so erfährt der Zuschauer weder, ob Mario die Tätigkeit bei der Stasi ausgenommen hat, noch was aus der Freundschaft zu Micha geworden ist.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass der Film Sonnenallee für mich ein zweischneidiges Schwert darstellt. Einerseits punktet er mit seiner tollen Besetzung und krankt andererseits am schwachen Drehbuch.

Allgemein empfehle ich den Film anspruchsloseren Zuschauern, die über die eine oder andere Unstimmigkeit hinwegsehen können und  notorischen Ostalgie-Freunden.

Für alle anderen gibt es durchaus bessere Alternativen.



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